Zum Tod von Albert Speer
*29.07.1934 in Berlin, †15.09.2017 in Frankfurt am Main
In den ersten Meldungen zum Tod von Albert Speer wurde er oft als Stararchitekt bezeichnet. Diese Zuschreibung wird ihm jedoch nicht gerecht. Er war weder Star noch Architekt, jedenfalls nicht im landläufigen oder klassischen Sinne.
O. k., er war Star im Sinne von nationaler und internationaler Bekanntheit und Anerkennung, aber völlig ohne Allüren. Vielmehr war er ein äußerst freundlicher, optimistischer und vor allem nahbarer Mensch. Die Tatsache, dass er der Sohn des gleichnamigen Baumeisters und Rüstungsministers Hitlers war, mag zwar für die Öffentlichkeit den Staranschein gefördert haben. Aber für ihn persönlich war es wohl eher eine Belastung.
O. k., er war Architekt im Sinne von eingetragen in die Architektenkammer und weil die Architektur von ihrem Selbstverständnis her auch Städtebau umfasst. Aber es ging ihm nicht darum, mit Bauten Spuren zu hinterlassen, zu intervenieren und zu prägen. Vielmehr trieb ihn um, wie komplexe Probleme des Städtebaus planerisch gelöst werden können, wie die FAZ am 16.09.17 zutreffend schreibt.
Damit war er – nach Gerd Albers – einer der Pioniere der Stadtplanung in Deutschland, also der Disziplin, die integriert in gestalterische Fragestellungen ebenso für soziale, ökologische und ökonomische Aspekte Antworten sucht und diese in Programmen und Plänen verdichtet. Das hat er zwischen 1972 und 1997 als Professor für Stadt- und Regionalplanung an der TU Kaiserslautern gelehrt und damit 25 Jahrgänge von Studierenden begeistert. Und dafür steht das von ihm gegründete Büro AS+P, das wie kaum ein anderes die verschiedenen Maßstabsebenen in all ihren Facetten von der Regionalplanung bis zur Architektur beherrscht. Er ging sogar noch weiter und kümmerte sich um Planungs- und Umsetzungsmanagement, wovon etwa die Mitgründung von und die Beteiligung an PROPROJEKT kündet, genauso wie die Spezialisierung auf die Planung von Großveranstaltungen und -ereignissen wie Olympische Spiele und Weltausstellungen.
Wenn dann die Bauaufgabe im Vordergrund stand, war das ebenso Teamwork wie in der Stadtplanung, mit Beteiligten in- und außerhalb seines Büros unter Leitung eines erfahrenen Projektmanagers. Auf diese Weise entstanden neben zahlreichen Planungen für öffentliche wie private Auftraggeber aus zahlreichen Ländern so herausragende Bauwerke wie der Victoria-Turm in Mannheim und der Holbeinsteg in Frankfurt.
Zum 80. Geburtstag hatte ihm sein Team von AS+P eine neue Website gewidmet. Dort sind sein Werk sowie seine Person umfassend dokumentiert. In überregionalen Medien sind zahlreiche Würdigungen und Nachrufe erschienen, von denen wir hier die lesenswertesten (und hörenswertesten) sammeln:
Hessenschau, 16.09.17
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.09.17
Süddeutsche Zeitung, 17.09.17
Der Tagespiegel, 17.09.17
Frankfurter Neue Presse, 17.09.17
Der Spiegel, 17.09.17 (ein Porträt vom 26.05.12, auf das aus Anlass seines Todes verlinkt wurde)
Frankfurter Rundschau, 17.09.17
FAZ/Rhein-Main-Zeitung, 18.09.17
Frankfurter Rundschau, 18.09.17
Der Spiegel, 18.09.17
Bayern 2, 18.09.17 (ein Radiointerview aus 2010, das in memoriam erneut ausgestrahlt wurde)
BauNetz, 18.09.17
Hessenschau, 19.09.17
Bauwelt 20.2017
Auch die DASL, deren Mitglied er seit 1970 war, und insbesondere unsere Landesgruppe werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Foto: ©AS+P/Robert Fischer